Städte unter Druck! Münchens Einwohnerzahlen steigen. Die Kosten ebenso. Die Spekulation auf hohe Bodenerträge ist ungebrochen. Es wird spürbar enger und teurer in dieser Stadt. Flächenreserven gehen zu Neige und bezahlbare Räume verschwinden. Die Frage zukünftigen städtischen Zusammenlebens, baulicher und funktionaler Dichten, der Möglichkeiten geeigneter Nutzungsmischungen und Koexistenz wird nicht erst im Zuge der Corona Pandemie neu diskutiert.
Wir wollen in Moosach ein Quartier weiterbauen und entwickeln, das sich stark mit den vorgefundenen Strukturen – baulich, freiräumlich, sozial – auseinandersetzt.
Die Städte und deren Quartiere stehen vor tiefgreifenden räumlichen und funktionalen Umstrukturierungen. Es geht dabei insbesondere um Themen wie Klimaresilienz, Ökologie und Entsiegelung, Umverteilung des öffentlichen (Verkehrs-)Raums, räumliche Ausprägungen der Digitalisierung, Umgang mit Spekulation (Grund und Boden, Eigentum), Mobilitätsverhalten und Diversifizierung der Lebensstile im Allgemeinen. Der daraus abzuleitende, dringend nötige Stadtumbau hin zu leistungsfähigeren Systemen kann nur kontextbasiert und in engem Austausch mit der Stadtgesellschaft und den unmittelbar im Gebiet lebenden und agierenden Menschen wirklich nachhaltig funktionieren. Getragenen von einer breiten Akzeptanz kann das System ‚Stadt-Quartier-Nachbarschaft-Wohnraum‘ auch tiefgreifenden Änderungen ausgesetzt werden, ohne dabei übermäßigen Verdrängungsprozessen zu erliegen und zum Spekulationsobjekt zu verkommen.
Das Projektgebiet zeichnet sich durch eine gute Versorgung an öffentlichen Freiräumen und einen raumprägenden gewachsenen Baumbestand aus. Dieser Standortvorteil soll dem Entwurf als robustes Rahmenkonzept dienen. Ziel ist es ein sich ergänzendes Raumkontinuum zu entwerfen, einen im Alltag lebenswertes städtisches Quartier. Der Lage und guten verkehrlichen Anbindung gemäß, wird die bauliche Dichte erheblich erhöht, ohne dabei die freiräumlichen Qualitäten zu verlieren. Es entstehen sowohl neuer Wohnraum, als auch lebendige Straßenzüge, privatere grüne Höfe, ökologische Vorrangflächen und nicht zuletzt ein zusammenhängender Verbund öffentlicher Grünräume.

"urban streetscapes" lebendige Strassen- und Platzräume
Im Bestand fällt die räumliche Zuordnung bisher schwer. Welche Räume darf ich nutzen, wie finde ich mich im Quartier zurecht? Was ist privat, was ist öffentlich? Räumliche Proportionen scheinen monoton und gleichförmig. Durch präzise gesetzte Bauvolumina entsteht ein baulich gefasster, adressbildender Straßen- Platz- und Gassenraum, der durch aktivierte Erdgeschosszonen optimale Voraussetzungen für das Entstehen eines lebendigen öffentlichen Verkehrsraums bietet. Ein intuitiv les- und erlebbarer Ort zum Werken, Treffen, kommunizieren und Verweilen.
"inner urban landscapes“ grüne Infrastruktur „Stadtnatur“
Ein zusammenhängender öffentlicher, hoch programmierter und flexibel nutzbarer Grünraumverbund schafft wohnortnahe Möglichkeiten für Aktivität, Sport, Spiel und Kultur. Nötige Infrastrukturen (WC, Kiosk, Pavillon, ...) ergänzen Karl-Lipp Park, Amphionpark und Nanga-Parbat-Wiese. Die baulichen Setzungen lassen neben den angesprochenen, gefassten Straßenräumen ruhige Hoflagen entstehen, die das Potenzial der schon im Bestand guten Grünraumversorgung wecken. Aus anonymen Abstandsgrün werden gemeinschaftliche und aneigenbare grüne Innenhöfe. Hier finden sich private Terrassen, kleine Gärten und einsehbare Orte für (Klein-)Kinderspiel.
"Ökologische Vorrangflächen"
Gezielt sollen dezentral verteilte Bereiche von intensivem Nutzungsdruck ausgenommen werden und dadurch ökologische und klimatische Positiveffekte erzielen. Im nachhaltigen Stadtumbau werden solche grün-blauen Inseln als ‚ökologische Vorrangflächen‘ entscheidend zur Qualität der zukünftigen Quartiere beitragen. Sie leisten wertvolle Beiträge hinsichtlich mikroklimatischer Kühleffekte, Retention und Versickerung sowie Biodiversität. Durchlässige, kiesige Substrate lassen hier extensiv genutzte Ruderalflächen entstehen. Darüber hinaus wirken sie raumbildend, ästhetisch und fördern so die Wohn- und Lebensqualität im Quartier. Ähnlich dem Gebäudebestand, Straßenräumen, öffentlichen Parks und privaten Grünräumen werden sie essenzieller Bestandteil der städtischen Fläche.
„Quartiershubs, Powerbar"
Der motorisierte Individualverkehr stellt eine der größten Herausforderungen in den Städten dar. Sowohl hinsichtlich des Flächenverbrauchs als auch der Schadstoffemissionen. Die Quartiershubs bündeln den Individualverkehr effizient und bieten Umbaupotentiale bei zukünftiger Reduzierung der privaten PKW-Zahlen. Die prägnanten Bauwerke sollen einen entsprechenden architektonischen Ausdruck erhalten. Großflächigen Fassaden bieten geeignete Flächen für praxisorientierte Forschung zu grünen Fassaden der Zukunft. Die Hubs sind außerdem Quartierskraftwerke und verfügen über entsprechende Einheiten zur Stromproduktion, -speicherung und -verteilung im Untergeschoss. Im Erdgeschoss bieten sich Möglichkeiten für infrastrukturelle Quartiersangebote, die zur Belebung der Straßen und Platzräume beitragen. Nicht zuletzt sind die öffentlich zugänglichen Dachterrassen Möglichkeits- und Ideenräume für das gesamte Quartier.

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